Hoai-My (18) im Interview mit The Female Company über das Thema Leistungssport und Periode. In ihren 10 Jahren als Schwimmerin hatte Hoi May schon die ein oder andere Periode im Training oder während Wettkämpfen. Jetzt teilt sie, wie sie sich empowered fühlt und was sie sich in Zukunft wünschen würde.
Seit wann schwimmst du?
Hoai-My: Ich schwimme seit mehr als 10 Jahren. Ich habe mit 6 oder 7 mit dem Schwimmen angefangen und betreibe den Leistungssport seit meinem 10. Lebensjahr. In Hamburg gibt es ein Verfahren, bei dem man mit allen Bundesländern verglichen wird. Wenn man hier besteht, wird man für ein halbes Jahr zum Test in die Leistungsklasse aufgenommen und danach wird entschieden, ob man es geschafft hat. Die meisten haben ihren Einstieg dann mit der 5. Klasse. So war es bei mir auch. Natürlich gibt es auch Ausnahmen und Menschen, die schon früher in den Kader aufgenommen werden, aber das ist die Norm, würde ich sagen.
Schwimmt ihr dann in gemischten Gruppen oder seid ihr nach biologischem Geschlecht getrennt?
Hoai-My: Nein, wir schwimmen erst in gemischten Gruppen. Erst nach und nach wird man dann aufgeteilt, je nach körperlichen Stärken und Schwächen. Die Jungs schwimmen irgendwann schneller, weil sie mehr Kraft haben. Das kommt durch die Körpermasse und den Muskelanteil.
Wann hast du deine erste Periode bekommen?
Hoai-My: Mit 11 Jahren habe ich meine erste Periode bekommen.
Hattest du das Gefühl, dass du offen über deine Periode sprechen konntest? oder hattest du eine Bezugsperson?
Hoai-My: Die älteren Schwimmerinnen waren eigentlich immer für die Jüngeren da. Es stand von Anfang an fest, dass ich mit Tampons schwimme , das habe ich ja schon bei den Älteren gesehen und es war für mich logisch, dass ich es auch so machen würde. Ich habe meine Tage nicht so stark, daher ist es bei mir nicht so schlimm. Wir hatten allerdings keine Seminare oder dedizierte Aufklärung zum Thema Periode oder hormonelle Veränderungen. Wenn man etwas wissen wollte, musste man das selber recherchieren. Meine Freundin hatte sehr starke Blutungen und Krämpfe, die durch Bewegung nicht weggingen. Sie wusste nicht, wie sie es dem Trainer sagen sollte. Das tat mir natürlich sehr leid. Bei mir gehen die Krämpfe zum Glück eher weg durch Bewegung. Das ist vorteilhaft für mich. Viele haben das Problem, dass das Blut auf den Boden tropft, wenn man aus dem Wasser kommt, weil der Tampon nicht mehr hält und durch den Druckabfall nach dem Wasser das Blut wieder anfängt zu fließen. Für die Jungs ist der Anblick dann schwierig, viele wissen ja auch gar nicht richtig darüber Bescheid. Die Aufklärung sollte meiner Meinung nach auch für die Jungs sein, da wir ja am Anfang in gemischten Klassen schwimmen.
"Ich hatte zum Beispiel immer männliche Trainer – da sind Period Talks schwieriger."
Und wie ist das dann beim Wettkampf?
Hoai-My: Beim Wettkampf hat man einen speziellen Zeitplan mit den jeweiligen Startzeiten. Da muss man gut timen , wenn man auf die Toilette gehen kann, besonders wenn man mehrere Starts am Tag hat. Vielleicht gibt es hier ja auch bald mal eine neue Innovation zu herkömmlichen Tampons! Natürlich ist es manchmal schwierig, mit den Trainern darüber zu sprechen. Ich hatte immer männliche Trainer – da sind Periodengespräche schwieriger . Sie können es ja auch nicht nachempfinden. Man bespricht das also mit den Älteren aus der Schwimmklasse und holt sich Rat von erfahrenen Schwimmerinnen.
Hast du schon mal von Cycle Based Training gehört?
Hoai-My: Natürlich, periodenangepasstes Training verringert das Verletzungsrisiko , das während der Periode höher ist. Da ist der Körper einfach mit anderen Dingen beschäftigt und in dieser Zeit Höchstleistung zu zeigen ist teilweise schon eine Herausforderung. Es gibt immer mehr Vereine, die so trainieren und den weiblichen Zyklus aktiv in das Training einbeziehen. Das allgemeine Problem ist, dass sehr wenig Forschung in dieses Thema gesteckt wird. Man weiß einfach nicht viel über die positiven und negativen Auswirkungen der Menstruation und des allgemeinen Zyklus auf die Leistung.
Der Stützpunkt Berlin praktiziert zyklusbasiertes Training, aber insgesamt wird wenig Forschung betrieben .
In welchen Momenten fühlst du dich empowered?
Hoai-My: Insgesamt würde ich sagen, dass ich mich durch die Gemeinschaft empowered fühle. Wenn ich in der Umkleide stehe und sage, dass ich meine Periode habe und dann 3 Girls laut zurückrufen „Oh mein Gott, ich auch!“. Aber ich fühle mich auch empowered, wenn ich die Jungs mit einbeziehe und sie über Periodenthemen aufklären kann. Das kommt meiner Meinung nach viel zu kurz. Auch in der Schule wird das ja nur peinlich berührt angeschnitten, obwohl es etwas ganz Natürliches und Normales ist. Andere Menschen aufzuklären finde ich extrem wichtig, deswegen finde ich es auch so toll, dass ich hier meine Stimme nutzen kann und The Female Company es sich zur Aufgabe gemacht hat, Tabus zu brechen.
Hast du schon mal von dem Begriff Amenorrhoe gehört?
Hoai-My: Nein, tatsächlich noch nicht!
Welche Wünsche hast du für den Leistungssport?
Hoai-My: Ich habe das Gefühl, dass ich erst am Anfang stehe. Ich wüsste nicht, wie ich damit umgehen sollte, wenn ich keinen Tampon benutzen könnte. Die Badeanzüge sind natürlich ziemlich knapp, ich habe neulich die neuen Olympia-Sportanzüge von Nike gesehen… OMG sind die knapp! Es ist nicht immer leicht, aber wir machen den Sport aus Leidenschaft und geben dafür sehr viel, wenn nicht alles! Es ist natürlich schade, dass der weibliche Sport noch extrem unterrepräsentiert ist in den Medien. Also schwimmen wir, auch mit Periode und fragen unsere Teamkolleg*innen, ob sie den blauen Bändel sehen, solange es keine andere Möglichkeit gibt.
Hast du einen Tipp an jüngere Schwimmerinnen?
Hoai-My: Never stop dreaming!