Besser Aufklärung und das Brechen mit dem Tabu-Thema Periode sind nur einige Dinge, die sich Esi wünscht. Seit 8 Jahren schwimmt sie und verfolgt Ihren Traum. Jetzt nutzt sie die Gelegenheit und redet Klartext über zyklusbasiertes Training und Tampons beim Schwimmen. Und wie sie ihre ersten Erfahrungen gesammelt hat und wer sie dabei unterstützt hat.
Seit wann schwimmst du?
Esi: Ich habe 2016 mit Leistungssport in Hamburg angefangen. Ich kam zusammen mit meiner Schwester zum Schwimmen. Irgendwann kam dann die Frage, ob ich das als Leistungssport machen möchte. Man kommt dann in Hamburg an den Stützpunkt, wo man unterschiedliche Tests machen und bestehen muss. Zum Beispiel Vielseitigkeitstest zusammen mit den besten Schwimmer*innen aus Hamburg. Wenn man sich hier bewährt, wird man dann in eine Sichtungsgruppe geschickt und danach steht es einem frei zu wählen, ob man zurück in den Verein geht oder an die Sportschule geht, um den Sport professionell weiter zu trainieren. Für mich stand die Entscheidung dann fest mit der Ganztagsschule von 8-16 Uhr Unterricht und dazwischen und danach dann Training. Die Schule ist nicht nur für Leistungsschwimmerinnen, sondern für alle möglichen Sportarten. Ich finde es auch total schön, sich mit anderen über ihre Sportart auszutauschen und Erfahrungen oder Erfolgsrezepte zu teilen.
Wann hast du deine erste Periode bekommen?
Esi: Mit 12 Jahren. Ich hatte sie an einem Wochenende und war zuhause und meine zweite Periode war dann gleich bei einem Wettkampf. Das war schon etwas überfordernd für mich. Man schwimmt dann mit ganz neuen Umständen und muss sich erstmal eingrooven. Wann hat man welche Startzeiten und wann kann man auf die Toilette, um den Tampon zu wechseln?! Hier muss man sich dann erstmal selber zurechtfinden.
Hattest du das Gefühl, dass du offen über deine Periode sprechen konntest? oder hattest du eine Bezugsperson?
Esi: Mit meiner Mum und meiner großen Schwester konnte ich zum Glück immer über alles sprechen. Sie haben mir viele Tipps gegeben! Aber sonst im Verein hat man sich an die älteren gewandt. Leider gibt es keine Ansprechpartner oder Bezugspersonen im Verein.
"Die Periode spielt mental natürlich beim Wettkampf eine Rolle."
Und wie ist das dann beim Wettkampf?
Esi: Es hat ein bisschen gedauert, bis man eine Routine hat. Mit Tamponwechseln etc. und ich habe starke Krämpfe vor und während meiner Periode. Das spielt mental natürlich beim Wettkampf eine Rolle. Ich überlege mir dann schon, ob die Krämpfe stark sind, ob ich eine Schmerztablette nehmen sollte oder nicht. Man macht sich natürlich Sorgen, dass die Leistung unter den Krämpfen leidet. Man möchte ja gut schwimmen!
Hast du schon mal von Cycle Based Training gehört?
Esi: Ja, auf jeden Fall! Wird bei uns aber nicht gemacht.
Was sind deine Erfahrungen mit Periode und Sport?
Esi: Im Wasser fließt die Periode ja fast nicht, sondern wird durch den Wasserdruck gehalten. Wenn man dann aus dem Wasser kommt, fängt das Blut aber wieder an zu fließen. Hier läuft einem dann schon das ein oder andere Mal das Blut am Bein runter oder es tropft auf den Schwimmbadboden. Dann muss man eben schnell auf die Toilette rennen und sich ausbluten. Bis man wieder da ist, haben die anderen Girls das Blut auf dem Boden aber schon mit Wasser weggemacht. Es ist natürlich unangenehm, aber es passiert so oft, da ist es auch keine große Sache mehr.
In welchen Momenten fühlst du dich empowered?
Esi: Ich fühle mich immer gut, wenn ich Spaß haben kann! Natürlich ist es auch schön, wenn andere auch mal eine Wärmflasche mitbringen und man sich gegenseitig Halt gibt. Zusammenhalt fühlt sich in der Gruppe einfach total schön an. Mein größtes Ziel ist es, immer Spaß zu haben und das nicht zu vergessen – Wettkampf hin oder her!
"Schon lustig, da es alles Männer sind und die ja gar nicht wissen, wie es ist, mit Periode zu schwimmen, vor allem auf unserem Niveau."
Wie wird das Thema Periode und Leistungssport generell behandelt? Wie wird in Wettkampfsituationen damit umgegangen oder gibt es spezielle Trainingspläne?
Esi: Zyklusbasiertes Training wurde schon mal bei uns angesprochen, aber die Trainer wollen das nicht machen. Ihre Aussage war, dass sie selber wissen, was gut ist und wie trainiert werden soll. Schon lustig, da es alles Männer sind und die ja gar nicht wissen, wie es ist, mit Periode zu schwimmen, vor allem auf unserem Niveau vor allem. Ich glaube auch, dass das Thema Ernährung und Zyklus noch viel intensiver behandelt werden könnte. Das hat einen so großen Einfluss und es gibt immer mehr Erkenntnisse und Studien dazu. Es wäre schön, wenn es auch in den Schwimmvereinen eine wichtigere Rolle einnehmen würde. Ich denke auch, dass es vielen Girls helfen würde, sich mehr mit ihrem Zyklus zu befassen.
Hast du schon mal von dem Begriff Amenorrhoe gehört?
Esi: Nein, tatsächlich noch nicht!
Welche Wünsche hast du für den Leistungssport?
Esi: Ich würde mir wünschen, dass man offen über Probleme sprechen kann. Und Schluss mit Tabuthemen ist. Es ist so wichtig, dass wir mehr über den weiblichen Körper im Zusammenhang mit Leistungssport lernen und erfahren. Viele Dinge haben ja nicht nur kurzfristige Auswirkungen auf einen Wettkampf, sondern können sich auch auf das Leben auswirken – wie zum Beispiel wenn man einen Kinderwunsch hat oder durch zu viel Training in sehr frühen Jahren der Körper sich auch anders entwickeln kann. Mehr Offenheit bei solchen Themen wäre schön. Nicht nur im Verein, auch in den Medien!
Hast du einen Tipp an jüngere Schwimmerinnen?
Esi: Die Periode ist etwas wo alle Girls durch müssen und gerade die erste Periode kann einen schon mal überfordern. Gerade im Schwimmsport. Aber man sollte sich damit nicht allein gelassen fühlen. Geht auf Ältere zu, wir helfen gerne und sind für euch da!