Die Pille - Kleine kreisrunde Tablette, große Wirkung.
Für manche ist sie verlässliches Verhütungsmittel, Schutz vor ungewollten Schwangerschaften. Für andere Retterin in der Not, bei hormonellem Ungleichgewicht, Erkrankungen wie Endometriose oder ovarialen Zysten. Und für wieder andere ist sie das Teufelszeug was dringend abgesetzt werden muss, weil sie zu Wassereinlagerungen, Stimmungsschwankungen oder Depressionen führt.
Wie gesagt - Kleine Pille, große Wirkung. Und während mittlerweile viele die Pille verteufeln und nicht mehr drüber reden wollen, wollen wir gerade drüber reden. Weil so einfach isses nicht!
Zusammenfassung
Die Pille gilt als das verbreitetste Verhütungsmittel gegen ungewollte Schwangerschaften.
In den letzten Jahren ist die Pille wegen ihrer Nebenwirkungen stark in die Kritik geraten.
Was viele nicht wissen - Die Pille ist bei manchen Krankheitsbildern gefühlt die einzige Lösung.
Inhaltsverzeichnis
Inhalt
1. Was macht die Pille?
Die Pille, auch bekannt als "Antibabypille" oder einfach "die Pille", ist ein hormonales Verhütungsmittel, das zur Empfängnisverhütung eingesetzt wird. Sie enthält synthetische Hormone, die den Hormonhaushalt im weiblichen Körper beeinflussen, um eine Schwangerschaft zu verhindern. Die Pille ist eine äußerst wirksame Methode zur Empfängnisverhütung, wenn sie korrekt eingenommen wird.
Sie erfordert jedoch eine regelmäßige Einnahme zur gleichen Zeit jeden Tag, um die maximale Wirksamkeit zu gewährleisten. Es ist auch wichtig zu beachten, dass die Pille keinen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen (STIs) bietet.
Wusstest du: Die Einnahme der Pille kann Auswirkungen auf deinen Ausfluss haben. Lies hier mehr.
2. Welche Arten von Pille gibt es?
Es gibt zwei Haupttypen von Pillen: Kombinationspillen und Minipillen.
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Kombinationspille:
Diese Pille enthält normalerweise zwei synthetische Hormone, Östrogen und Gestagen. Sie wirken, indem sie den Eisprung hemmen, den Schleimpfropf im Gebärmutterhals verdicken, um das Eindringen von Spermien zu erschweren, und die Gebärmutterschleimhaut verändern, um die Einnistung einer befruchteten Eizelle zu verhindern. Kombinationspillen werden in verschiedenen Dosierungen und Einnahmeschemata angeboten. -
Minipille:
Die Minipille enthält nur ein Hormon, das Gestagen. Sie wirkt hauptsächlich durch Verdickung des Schleimpfropfes im Gebärmutterhals, um das Eindringen von Spermien zu erschweren. Manchmal kann sie auch den Eisprung unterdrücken. Minipillen können eine Option für Frauen sein, die aufgrund von Gesundheitszuständen, Unverträglichkeiten oder anderen Gründen keine Östrogen-haltige Pille verwenden können.
3. Warum ist die Pille so in Verruf geraten?
In den 60er Jahren als die Pille auf den Markt kam, war sie an Modernität und Innovation kaum zu überbieten. Sie bot zum ersten mal in der Geschichte der Verhütungsmittel Frauen die Möglichkeit zu regulieren und führte zu einer sozialen Revolution, da Frauen nun mehr Kontrolle über ihre Reproduktionsgesundheit hatten.
Die Pille wurde allerdings ursprünglich nicht mal als Verhütungsmittel entwickelt, sondern als Medikament zur Behandlung von Menstruationsstörungen und Unfruchtbarkeitsproblemen. Der ursprüngliche Zweck der Entwicklung der Pille war es, Frauen mit Menstruationsproblemen zu helfen und die Regelmäßigkeit ihres Menstruationszyklus zu fördern.
Seit ihrer Entwicklung sind viele viele Antibabypillen mehr entwickelt worden und stehen mittlerweile als Verhütungsmittel eher in der Kritik.
- Ein häufiger Kritikpunkt ist das erhöhte Risiko für Blutgerinnsel (Thrombosen) und damit verbundene Komplikationen, wie Schlaganfälle und Herzinfarkte, die bei einigen Frauen auftreten können, insbesondere bei Frauen, die bereits erhöhte Risiken haben.
- Viele Frauen erleben Nebenwirkungen wie Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Übelkeit, Brustempfindlichkeit und Kopfschmerzen. Diese Nebenwirkungen können das Wohlbefinden und die Lebensqualität beeinträchtigen.
- Die hormonellen Veränderungen durch die Pille können den natürlichen Hormonhaushalt beeinflussen und zu langfristigen Auswirkungen auf die Gesundheit führen, die noch nicht vollständig verstanden sind. Einige Frauen berichten von einem nachlassenden sexuellen Verlangen oder sexuellen Dysfunktionen während der Einnahme der Pille.
- Kritiker*innen argumentieren, dass die Pille in gewisser Weise die Verantwortung für die Empfängnisverhütung von Frauen aufnimmt und sie von der natürlichen Zyklusregulierung entfremdet.
- Die Entsorgung von hormonellen Verhütungsmitteln, einschließlich der Pille, kann zu Umweltbelastungen führen, wenn die Hormone in Wasserstraßen gelangen und möglicherweise die Umwelt beeinflussen.
- Feministischer Kritikpunkt ist, dass die Pille als ein Werkzeug zur Kontrolle der Fortpflanzung und der weiblichen Sexualität in einer von Männern dominierten Gesellschaft fungiert.
4. Die Pille als knight in shining armour?!
Als mein Gyn mir vor einem Jahr zum ersten mal sagte, dass er glaubte es sei die beste Idee mir die Pille zu verschreiben entschied ich mich laut und wehement dagegen.
Ich hatte die Pille schon einmal genommen, im Jugendalter bis Anfang Zwanzig und damals bewusst abgesetzt. Keine Hormone mehr.
Nicht weil ich konkrete Probleme damit hatte - für mich hatte die Pille immer gut funktioniert, ich stellte keine Nebenwirkungen an mir fest, nahm sie verlässlich ein und hätte sie einfach so weiternehmen können - aber alle meine Freundinnen setzten nach und nach die Pille ab. Es entwickelte sich ein neues Narrativ um die ehemals beliebte Verhütungsmethode. Die Antibabypille ist böse. Hormone sind böse. Und aus feministischer Sicht - Wieso zum Teufel sorge ich dafür dass wir nicht schwanger werden, indem ich mir täglich künstlich Hormone zuführe?!
Mittlerweile ging es aber um etwas anderes. Ich litt an unaushaltsamen Unterleibsschmerzen. Jedes mal wenn ich meine Tage bekam, fiel ich entweder in Ohnmacht oder kotzte mir vor Schmerzen die Seele aus dem Leib.
Tja, Hormone kann man nur mit Hormonen bekämpfen - Hieß es damals. Und ich weiß nicht wie es euch geht, aber zwei Tage im Monat knock out zu sein, weil man sich am Boden hin und her wälzt und bloß noch denken kann “Ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr, ich kann nicht mehr” ist ein Zustand, gegen den man so ziemlich alles unternehmen würde.
5. Ihre Vorteile
Kommen wir daher nun zu den Vorteilen der Pille. Denn auch wenn die Nebenwirkungen und Risiken auf jeden Fall valide Gründe sind, gegen die Einnahme von Hormonen zu sein, kann die Pille (ich sag's ganz leise..) .. manchmal helfen.
Ja, die Pille wird häufig zur Behandlung von bestimmten gynäkologischen Erkrankungen wie ovariellen Zysten und Endometriose eingesetzt.
Ovariale Zysten sind flüssigkeitsgefüllte Säckchen, die sich auf den Eierstöcken bilden können. Hormonelle Veränderungen können das Wachstum und die Entwicklung solcher Zysten beeinflussen. Die Pille kann verwendet werden, um den Menstruationszyklus zu regulieren und hormonelle Schwankungen zu kontrollieren. Dies kann dazu beitragen, das Risiko von Zystenbildung zu verringern oder das Wachstum von bereits vorhandenen Zysten zu reduzieren.
Endometriose ist eine Erkrankung, bei der Gewebe, das normalerweise die Gebärmutter auskleidet, außerhalb der Gebärmutter wächst. Dies kann zu heftigen Schmerzen, Entzündungen und anderen Symptomen führen. Auch hier wird die Pille eingesetzt, um den Menstruationszyklus zu kontrollieren und die Bildung von genau solchem Endometriosegewebe zu reduzieren. Indem der Menstruationszyklus unterdrückt wird, kann die Pille dazu beitragen, die Symptome der Endometriose zu lindern.
6. Fazit
Es ist klar, dass die Pille nicht für alle Personen mit Menstruationszyklus die beste Behandlungsoption sein könnte und die Entscheidung, die Pille zur Behandlung von ovariellen Zysten oder Endometriose einzusetzen, sollte in Absprache mit Ärzt*innen oder Gynäkolog*innen getroffen werden.
Dennoch ist es wichtig an dieser Stelle anzuerkennen, dass die Pille für Menschen mit hormonellen Erkrankungen eine enorme Entlastung sein kann.
Eine fähige Ärztin/Gynäkologin sollte sowieso die individuellen Symptome, die medizinische Vorgeschichte und andere Faktoren berücksichtigen, um daraus die am besten geeignete Behandlungsstrategie festzulegen.
Wenn ihr euch nicht verstanden, ernstgenommen oder gut beraten fühlt, wählt eine*n andere*n Gyn! Denn letztendlich ist (meiner Meinung nach) nicht die Pille das Problem, sondern die nicht ausreichende Aufklärung bezüglich Einnahme, Nebenwirkungen und Alternativen.
Und es kann eben auch feministische Selbstbestimmung sein, sich für sich, seine Gesundheit und seinen eigenen Körpert, FÜR die Pille zu entscheiden.
(P.S. Das ist keine Handlungsempfehlung!)